Frontalansicht von Schloss Wackerbarth
Symboldbild Radebeuler Kultur: Schloss Wackerbarth

Dr. Jörg Bernig neuer Radebeuler Kulturamtsleiter!

Dr. Jörg Bernig wurde gestern zum neuen Rade­beuler Kul­tur­amt­sleit­er gewählt. Dafür haben beson­ders die Stim­men von AfD und CDU gesorgt. Warum ist das so skan­dalös?

Dr. Bernig gehört zu den Erstun­terze­ich­ner­In­nen der Gemein­samen Erk­lärung 2018, ver­fasst von neurecht­en Szene­größen wie Eva Her­man, Thi­lo Sar­razin, Max Otte und Götz Kubitschek. Für das Mag­a­zin “Sezes­sion” von let­zterem schrieb er einen Gast­beitrag mit dem Titel “Revoltierende Restev­er­w­ert­er ver­fall­ner Impe­rien”. In diesem wollte er nach eigen­er Aus­sage aufzeigen, “warum die Sach­sen anders sind”. Der Drahtzieher dieses Mag­a­zins, das Insti­tut für Staat­spoli­tik wird seit kurzem vom Ver­fas­sungss­chutz beobachtet. Regelmäßige Sezes­sion-AutorIn­nen sind unter anderem Kubitschek selb­st und der Sprech­er der recht­sex­tremen Iden­titären Bewe­gung, Mar­tin Sell­ner. Schon allein let­zter­er Umstand sollte dazu führen, von einem Gast­beitrag abzuse­hen.

Doch nicht nur die poli­tis­che Aus­rich­tung ist min­destens prob­lema­tisch. Die fach­liche Eig­nung hin­ter­fra­gen wir eben­falls. So fragte ein Mit­glied des Stad­trates, wo Dr. Bernig in Rade­beul einen 3. Ort sehen würde. Das Konzept des Drit­ten Orts ist eines, dass allen, die sich aus­führlich mit Kul­tur beschäfti­gen, bekan­nt ist. Herr Dr. Bernig musste sich diesen Begriff erst von besagtem Mit­glied des Stad­trates erk­lären lassen. Bei einem solchen Man­gel an Grund­wis­sen für das Amt ging ich eigentlich davon aus, dass er nicht gewählt wer­den kann.

Doch ich lag falsch. Sowohl CDU als auch AfD stimmten trotz­dem mehrheitlich für Dr. Bernig. Die Erk­lärung schiebe ich gern nach: Der CDU-Frak­tionsvor­sitzende, Dr. Ulrich Reusch, brachte ihn als Kan­di­dat­en in den Bewer­bungsvor­gang ein. Dass die AfD für ihn stim­men würde, muss ich wohl nie­man­dem erk­lären, der diesen Text liest.

Die Wahl Dr. Bernigs erfol­gte dem­nach aus rein ide­ol­o­gis­chen Grün­den. Doch das Ver­heerende ist, dass Ober­bürg­er­meis­ter Bert Wend­sche sein Ein­ver­ständ­nis mit dem Kan­di­dat­en trotz dessen man­gel­nder Eig­nung erteilte! Das Instru­ment, sein Ein­ver­ständ­nis in Per­son­al­fra­gen nicht zu geben, ist ein gern genutztes Instru­ment, um ungeliebte Kan­di­dierende zu ver­hin­dern. Warum nicht hier?

Es ist ein fatales Zeichen für die Kul­tur dieser Stadt, ein­er Per­son wie Dr. Bernig ein so ver­ant­wor­tungsvolles Amt zu über­tra­gen — aus poli­tis­chen wie aus fach­lichen Grün­den. Dass der Ober­bürg­er­meis­ter diese Posse mit­trägt und sein Ein­ver­ständ­nis erk­lärt, liegt ein­er­seits wohl an seinem man­gel­nden Mut gegenüber dem CDU-Frak­tionsvor­sitzen­den (und Kol­le­gen im Kreistag) Posi­tion zu beziehen, und zum anderen daran, dass er keinen drit­ten Bewer­bung­sprozess durch­laufen wollte.

Ich befürchte, dass mit dieser Entschei­dung die Kul­tur­land­schaft Rade­beuls langfristig beschädigt ist. Die Kün­st­lerIn­nen der Stadt wer­den nur schw­er in der Lage sein, mit ein­er poli­tisch so brisan­ten Per­son zusam­men zu arbeit­en.